Auf Einladung des MIT-Kreisverbandes Gießen fand am Freitag, den 29. August 2025, im Fraunhofer-Institut in Gießen eine Vortragsveranstaltung mit rund 80 geladenen Gästen statt. Thema war die industrielle Insektenzucht in Gießen und in der Region.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Vilcinskas erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Forschung und Wirtschaft umfassende Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der Insektenforschung am Fraunhofer-Institut. Dabei wurde deutlich, welche vielseitigen Chancen die Insektenbiotechnologie für eine nachhaltige und kommerzielle Nutzung bietet.
Prof. Dr. Vilcinskas (JLU und Fraunhofer IME) stellte in seinem Vortrag die „Insektenbiotechnologie für die hessische Bioökonomie“ in den Mittelpunkt und zeigte praxisnahe Anwendungsmöglichkeiten auf.
Im Anschluss widmete sich Prof. Dr. Tom Wilke (JLU und Fraunhofer IME) dem Thema „Low Input, High Value – Insekten als Up-Cycler für hochwertiges Garnelenfutter“. Er gab nicht nur einen Einblick in die bereits bestehende Garnelenzuchtanlage, sondern warb auch für die Kombination von Garnelenzucht mit insektenbasiertem Futter als zukunftsfähiges Modell.
Herr Andreas Köck, CEO der neu gegründeten entoSolutions GmbH, beleuchtete innovative Wertschöpfungsmodelle in Industrie und Landwirtschaft, die auf professioneller und industrieller Insektenzucht basieren.
Er beschrieb im Detail die Möglichkeit der großvolumigen Insektenzucht mithilfe von einzelnen Insektenzuchten bei möglichen Großbauern in der Region und wies auf die Besonderheiten der Zucht, der Verarbeitung und der Nutzung der Tierproteine sowie des Abfalls, dem sogenannten Fraß, hin. Hinsichtlich des Fraßes gab er gemeinsam mit einem weiteren Kollegen einen Ausblick auf die Nutzung des verkohlten Fraßes bei der Erstellung eines CO₂-neutralem Betons.
Den Abschluss bildete ein Kurzvortrag von Herrn Leonard Moritz Strube, Gründungsmitglied der Kasseler Firma SWARM Bioactics GmbH. Das Unternehmen entwickelt bio-robotische Schwärme aus lebenden Kakerlaken, die mit ultraleichten „Backpacks“ für Steuerung, Sensorik und sichere Kommunikation ausgestattet sind. So können sie in schwer zugänglichen und gefährlichen Umgebungen eingesetzt werden, etwa in der Industrie, beim Katastrophenschutz oder in der Sicherheitsforschung. Die Systeme nutzen KI-gestützte Schwarmintelligenz und liefern wertvolle Daten in Echtzeit.
Ein Höhepunkt des Abends: SWARM Bioactics und das Fraunhofer-Institut in Gießen schlossen eine Vereinbarung über eine zukünftige Zusammenarbeit und gemeinsame Forschung am Standort Gießen. Damit wird die Basis für eine noch engere Kooperation zwischen diesem innovativen Start-up aus Kassel und der Spitzenforschung in Mittelhessen gelegt.
Die Veranstaltung machte deutlich: Die industrielle Insektenzucht bietet enorme Chancen für eine nachhaltige Bioökonomie, neue Geschäftsmodelle und regionale Wertschöpfung.
Der Vorsitzende des MIT-Kreisverbandes Gießen, Herr Frank Ehnis, betonte „Gießen hat die Chance, sich als Hotspot für Insektenforschung und angewandte Bioökonomie zu positionieren. Wenn es gelingt, die Ideen von Unternehmen wie entoSolutions hinsichtlich einer industriellen Insektenzucht hier in der Region und in Gießen zu etablieren, und wenn wir es schaffen, dass weitere Unternehmen wie SWARM Bioactics sich in der Region ansiedeln, dann entstehen Arbeitsplätze, neue Wertschöpfung für die Landwirtschaft und eine engere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie, dies zum Nutzen der Stadt Gießen und der gesamten regionalen Wirtschaft.“
Dominic Eser, stellvertretender Vorsitzender der MIT Kreisverband Gießen, ergänzte:
„Unser Engagement und der Hintergrund der Organisation dieser Vortragsreihe zielt darauf ab Brücken zwischen der angewandten Forschung, der Politik, den Universitäten und der Wirtschaft zu bauen, um diesen zukunftsweisenden Markt im Bereich der kommerziellen Nutzung von Insekten für Gießen zu eröffnen. Die industrielle Insektenzucht bietet Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Skalierbarkeit, genau das, was unsere Region für ein langfristiges Wachstum braucht.“
Die MIT Gießen bedankt sich bei allen Vortragenden, dem Fraunhofer Institut und bei allen helfenden Händen, für diese gelungene und informative Veranstaltung, welche Ihren Abschluss auf der Dachterrasse des Instituts fand.